Der Plänterwald

5. Das Eierhäuschen
(aus der Broschüre "PRO Plänterwald", Berlin 2001)

„Das Eierhäuschen ist ein sogenanntes ‚Lokal’, und wenn uns die Lust anwandelt, so können wir da tanzen oder eine Volksversammlung abhalten. Raum genug ist da.“ - so Fontane in seiner Reisebeschreibung ”Der Stechlin”.

Der Anfang des Eierhäuschens wird auf eine kleine Schifferkneipe zurückgeführt, die in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts auf ehemaligem Gutsacker hinter dem Kienwerder aus dem Wächterhäuschen, einer Holzablage an der Spree, entstand. War es zunächst nur von der Wasserseite besucht, unternahmen bald immer mehr Trep-tower Gäste einen Waldspaziergang dahin, einem romantisch gelegenen, alters-schwachen Häuschen, das von noch älteren Weiden und Pappeln beschattet wurde. Am 31. Juli 1869 brannte es ab. Daraufhin erließ der Berliner Magistrat dem Pächter die Abgaben für anderthalb Jahre unter der Bedingung, dass er den Neubau auf eigene Kosten durchführe und ihn nach Ablauf des Vertrages der Stadt überlasse. Gemäß diesem Abkommen ging das Eierhäuschen 1876 für 17.000 Mark in den Besitz der Stadt Berlin über.

Aber auch der vom Pächter ausgeführte Neubau fiel 1890 einem Brand zum Opfer. An gleicher Stelle wurde 1892 der noch heute stehende Massivbau errichtet. Bis 1960 war das Restaurant geöffnet. Danach wurde es zweckentfremdet genutzt. 1973, anläßlich der „X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten“ entschloß man sich, es wenigstens teilweise wieder seiner eigentlichen Bestimmung zurückzugeben.

Danach verfiel das Gebäude zusehends, obwohl es 1978 unter Denkmalschutz gestellt wurde. 1990 wurde es endgültig geschlossen.

Die Spreepark GmbH, die den ehemaligen Kulturpark übernahm, erhielt auch eine Option für das „Alte Eierhäuschen“. Sie wollte die Gaststätte wieder zu einem attraktiven Ausflugsziel gestalten. So sollte den Gästen ein großer Saal und ein Gartenrestaurant zur Verfügung stehen. In der oberen Etage war eine Pension vorgesehen. Der Erbbaupachtvertrag sieht eine Fertigstellung bis zum 28.02.1998 vor. Seit Jahren hat die Spreepark GmbH den Termin für die Rekonstruktion des denkmalgeschützten „Alten Eierhäuschens“ überschritten. Immer wieder wurde von der Spreepark GmbH das Argument der fehlenden Parkplätze eingeräumt, ohne die eine kostendeckende Betreibung der Gaststätte nicht möglich sei. Die Senatsverwaltung für Finanzen hat ohne Abstimmung mit dem Bezirksamt die Frist bereits zwei Mal verlängert. Der letzte Termin der Fertigstellung ist nun für den 28.02.2002 vorgesehen. Weitere Verlängerungen soll es nach Angaben der Senatsverwaltung nicht geben.

In jüngster Zeit trägt sich die Spreepark GmbH mit Umzugsabsichten. Ein vermuteter Grund des plötzlichen Sinneswandels besteht wohl darin, dass sie weder in der Lage ist die Pacht auf Dauer aufzubringen, noch das Eierhäuschen in der vorgeschriebenen Frist zu sanieren.

Elke Werner und Siegfried Sohr

Bündnis 90 / Die Grünen Treptow-Köpenick