Der Plänterwald 3. Ein Großstadtwald im Wandel der Zeiten (aus der Broschüre "PRO Plänterwald", Berlin 2001) Erwachsen wurde der Plänterwald in der wechselvollen Zeit des 20.Jahrhunderts. Aber wenn Menschen Krieg führen, findet der Krieg auch gegen die Natur statt, und mit der Zeit ungehemmter deutscher Kriegsvorbereitungen in den 30er Jahren geriet für lange Zeit das gezielte und behütete “Plentern” unseres Waldes ins Stocken. Noch in Kriegszeiten wurde eine breite, den Zusammenhang des Waldgebietes zerstörende Schneise für eine geplante Bahnlinie in den Wald geschlagen. Später kamen Flakstellungen in den Plänterwald. Bombeneinschläge zerfurchten den Wald und das benachbarte Wohngebiet. Noch im vergangenen Jahr stand uns der Atem still, als am 11.8.2000 einer der größten jemals in Berlin gefundenen Blindgänger, eine 1,8t schwere britische Luftmine, entschärft wurde, die man im Plänterwald, nahe der Neuen Krugallee gefunden hatte (und keiner weiß, ob das die letzte war!). Nach den Bomben kam die Front nach Berlin. Auch im Plänterwald wurde gekämpft und ein Chronist berichtet: ”Ende April 1945 drangen Truppen der 5.sowjetischen Stoßarmee unter Generaloberst Bersarin in die Stadt Berlin ein und brachen am 23.4. bis zum Kraftwerk Klingenberg durch. Um die Spree schnell zu überqueren musste die richtige Stelle gefunden werden. Günstig waren Übersetzmöglichkeiten von Rummelsburg zum Plänterwald. Hier entwickelten sich dann schwere Kämpfe im Waldgebiet. Am 23.4. und 24.4. setzten am Plänterwald größere Teile der 5.Stoßarmee über und bezogen teilweise im heutigen Ortsteil Plänterwald Quartier. Von hier aus bewegten sie sich unaufhaltsam weiter in Richtung Stadtmitte”. Bereits am 8.Mai war Berlin durch die Rote Armee befreit. Die Menschen hatten schwer gelitten, der Wald auch - aber wer sollte das damals bemerken! Denn nun kam die Zeit der Not, kein trockener Ast bedeckte mehr den Waldboden, Brennholz war wichtiger als Plentern. Dann in Friedenszeiten erholte sich der Plänterwald, aber auch bis in die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts gelang es nicht, den aus dem Gleichgewicht natürlicher Verjüngung gestoßenen Wald fachgerecht zu betreuen. Durchgeführte Holzeinschläge beseitigten zwar das Totholz und gewährleisteten den früher wie heute vorgeschriebenen Schutz der Waldbesucher und des anliegenden Straßenverkehrs, schädigten aber das Biosystem Wald, indem z.B. Höhlenbrütern nach und nach die Lebensgrundlage entzogen wurde. Mit der Entwicklung eines modernen friedlichen Lebens begann sich auch das Spannungsfeld zwischen Erhalt der Natur und deren Nutzung zur Freizeitgestaltung der Stadtbewohner auszuprägen. So kam es zu vielfältiger Nutzung, die eben aber auch mit baulichen Aktivitäten und einer Beeinträchtigung ungestörter Waldentwicklung verbunden war. Schon in den 50iger Jahren entstand auf einer Lichtung eine Freilichtbühne im Jagen 126. Zeitzeugen berichten, mit welchem Elan FDJ-ler in freiwilliger, kostenloser Aufbauarbeit Erde bewegten und Steine plazierten. Jahrelang verbrachten dann tausende Menschen bei Kulturdarbietungen und Filmaufführungen in der Freilichtbühne Plänterwald ihre Freizeit. Ein Ende erfuhr diese von der Bevölkerung angenommene Einrichtung erst, als der Fluglärm im Zusammenhang mit dem nahegelegenen und immer intensiver betriebenen innerstädtischen Flughafen Tempelhof so unerträglich wurde, dass Aufführungen im Freien keinen Sinn mehr hatten. Auch die Plansche im Plänterwald (gerettet über die Wendezeit) trug dem Bedürfnis der Menschen der neuen Wohngebiete mit den Q3A-Bauten Rechnung, wo junge Familien mit vielen Kindern wohnten. Mitte der sechziger Jahre Einrichtung des Platzes für den Staatszirkus der DDR mit gestaltetem Eingangsbereich im jetzigen Jagen 126 auf der im Krieg geschlagenen Schneise. Große Kinderaugen in randvollen Zirkuszelten bei internationaler Spitzenartistik zu erschwinglichen Preisen, das erschien auch uns damals nichts Anstößiges. Als 1969 die Gestaltung eines Vergnügungsparkes im jetzigen Jagen 130 begann, gingen die Meinungen bereits auseinander. Proteste auch von bekannten Personen sollen noch zu einer Verschiebung des Platzes von unmittelbarer Nähe zum Ortsteil Baumschulenweg hin zum jetzigen Standort geführt haben. Der erste Teil des Uferweges von der Insel der Jugend nach Baumschulenweg verlor seitdem in den Sommermonaten seine natürliche Ruhe, und die Montagehallen in der Nähe des Eierhäuschens lassen keine Illusion von ungestörter Spreelandschaft zu. Der Plänterwald wurde in die Regie des “Kulturparkes Berlin” übertragen. Die Kulturparkverwaltung residierte im alten Eierhäuschen, und doch war für die Besucher die Gaststätte geöffnet. Ende der 70er Jahre Einrichtung eines Zeltlagers im Jagen 127 für Jugendliche aus der Republik, die beim Aufbau neuer Wohngebiete in Berlin halfen. Der zugehörige Versorgungsbereich war baulich befestigt und diente nach der Wende dem Forst und dem großzügigen Aufbau eines Waldschulgebäudes. Die jedes Jahr monatelangen Zeltstandszeiten schädigten den Waldboden nachhaltig! 1985 Beseitigung der Ruine der Freilichtbühne und Anlage des Sportplatzes durch den VEB Steremat im Jagen 126. Einerseits verschwand der Schandfleck, andererseits festigte sich eine bleibende Lücke im geschlossenen Waldverband. Betrachtete man die kleine Fläche des Plänterwaldes, wurde klar, dass eine weitere Ausdehnung von Freizeiteinrichtungen den Wald ernsthaft gefährden musste. Aktivitäten der Oberförsterei Treptow sowie die Bestrebungen von vielen Bürgern in Treptow führten in den 80er Jahren zum vorläufigen Schutz des Plänterwaldes vor weiterer Bebauung, was sich vor allem im Sommer 88 in der Übertragung der Bewirtschaftung in die Hände der Forstverwaltung manifestierte. Auf der 1.Landes-kulturkonferenz in Treptow am 22. Oktober 88 wurde dieses durch den Rat des Stadt-bezirkes offiziell verkündet. Noch 1989 wurden die Waldaußengrenzen gegen den ruhenden Kraftverkehr besser gesichert. Es begann eine allmähliche Beruhigung des Plänterwaldes, der Fahrzeugverkehr wurde auf das unumgängliche Maß reduziert, forstliche Pflegemaßnahmen wurden verstärkt. Die damalige Zielsetzung der Oberförsterei Treptow - die waldbauliche Behandlung eines innerstädtischen Plänterwaldes unter Berücksichtigung der historischen Aspekte - dient auch dem jetzigen Forstamt Treptow als Richtschnur für weiteres Handeln. Nachwendezeiten: Der Zeltplatzbetrieb wurde noch 1990 eingestellt und der geschädigte Platz seitdem forstlich betreut. Mit Beschluss der Stadtbezirksversammlung Treptow vom 5.04. 1990 wurde eine vorläufige Unterschutzstellung des Plänterwaldes als Landschaftsschutzgebiet erreicht. Seit 1990 setzte sich auch das Bürgerkomitee Plänterwald im Namen vieler Anwohner des Waldes für die Bewahrung des Waldes ein. Unvergessen für uns bleibt der persönliche Einsatz unseres Mitstreiters Rudi Dziomba, der 1994 leider viel zu früh verstarb. Als Bürgerdeputierter war er wirksam an dem Vorhaben beteiligt, die Schneise am Zirkusplatz wieder aufzuforsten. Bis 1992 konnte der Waldmantel am “Zirkusplatz” geschlossen und gleichzeitig die alten Fundamente im Eingangsbereich des Platzes abgebrochen werden. Monatelang wurde gestritten, dann war klar: mit Beschluss der BVV Treptow vom 19.6. 91 blieb der Plänterwald auch weiterhin in der Bewirtschaftung durch die Berliner Forsten und ein Weg über viele Rückschläge führte schließlich dazu, dass am 18.Oktober 98 Senator Peter Strieder den Plänterwald zum Landschaftsschutzgebiet erklären konnte. Gisela Pladerer und Manfred Mocker (Literatur wie bei “Ein Neubeginn...”. Es wäre schön, wenn man diese Geschichte des Plänterwalds genauer schreiben könnte, Zeitzeugen sind gefragt!) ![]() 4. Eine geschützte Landschaft |