Der Plänterwald

1. Ein Neubeginn vor 125 Jahren
(aus der Broschüre "PRO Plänterwald", Berlin 2001)

Jahrhundertelang war unser Síedlungsgebiet bewaldet. Die Flächen des heutigen Plänterwaldes waren ab 1435 Teil des Köllner bzw. Berliner Stadtforstes, der später insgesamt als Köllnische Heide bezeichnet wurde. Durch die Köllnische Heide führte die alte, Berlin und Kölln mit Köpenick verbindende Straße (heute Köpenicker Landstraße).

Mit dem beginnenden 19.Jahrhundert endete der Dornröschenschlaf einer natürlichen Waldlandschaft. Der Berliner Magistrat suchte nach Geldquellen und in der Zeit der Restauration nach den Napoleonischen Kriegen zwischen 1823 und 1840 wurden große Teile der Köllnischen Heide abgeholzt. Von den ausgedehnten Waldflächen blieben lediglich der sogenannte Schlesische Busch vor dem Schlesischen Tor östlich des Landwehrkanals sowie der “Alte Treptower Park” zwischen Heidekampgraben und Bulgarische Straße erhalten.

Nach dem Abholzen wurde das Territorium des jetzigen Plänterwaldes vom Berliner Magistrat als Ackerland verpachtet. Ein mit Eichen (für die Schweinefütterung!) gesäumter Feldweg durchquerte die Felder, heute die Eichbuschallee. Einige wenige von diesen fast 200-jährigen Hute-Eichen sind noch im Plänterwald zu bewundern. Doch die Verpachtung des Ackerlandes brachte nicht viel ein, weil der karge Boden nicht genug Pächter fand. Der brachliegende Teil des Geländes wurde nun für die Gardeschützen für Felddienstübungen genutzt. Als das Militär noch begehrlicher wurde und das Gelände kaufen wollte, um Schießplätze zu bauen, machte sich die “Vossische Zeitung” zum Sprachrohr des Protestes. Die Bürger fürchteten die Beeinträchtigung der Ausflugslandschaft an der Spree. Möglicherweise half dieser Protest.

Da gab es aber noch den Gartendirektor Gustav Meyer, der schon lange die Vision eines geschlossenen Park-und Waldgeländes auf den Ländereien hinter Treptow hegte. Jetzt endlich fanden seine zunächst noch sehr vorsichtig vorgetragenen Pläne Gehör. Er begründete zunächst eine baumschulenartige Beforstung, die einer “Gartenstadt wie Berlin” bei der Neuanlage von Straßen und Plätzen sehr nürtzlich sein könnte, brauchte man dann doch nicht Pflanzen auswärts teuer einzukaufen, wenn man selbst genügend anzieht. Erreichen wollte er dieses Vorhaben im sogenannten Plänterwaldbetrieb. Auf seiner umfangreichen, vor allem ökonomisch ausgelegten Begründung des Vorhabens heißt es auf der letzten Seite beinahe beiläufig, dass es gut sei “einen Teil der hinter Treptow angelegten städtischen Ländereien so herzurichten, dass einzelne Teile des Terrains den Charakter eines Laubwaldes annehmen, und dereinst als Plänterwald mit besonderer Berücksichtigung der natürlichen Aussamung von Waldgehölz bewirt-schaftet werden...”Er erhielt die Zustimmung und so begann unser Plänterwald vor 125 Jahren wieder zu leben. In der Chronik von Specht (1936) heißt es dazu: “ Nach dem Voranschlage betrugen die Kosten für die gesamte Einrichtung und Bepflanzung der 383 Morgen großen Fläche 277170 Mark. Revierweise, von der Parkstraße fortschreitend, wurden vom Jahre 1876 ab jährlich 40 Morgen neu beforstet. Zur Anpflanzung kamen drei Gehölzgruppen, von denen die erste Klasse 14-25-jährige, die zweite Klasse 8-jährige und die dritte Klasse 4-5-jährige Bäume umfasste. Das erforderliche Gießwasser für die Pflanzen entnahm man aus etwa 1,5m tiefen Wasserlöchern, die bei dem damals noch hohen Grundwasserstande für die Bewässerung vollauf ausreichten. Nach acht Jahren war der Plänterwald bis zur heutigen Baumschulenstraße vorgeschritten.”

Im Jahre 2001 nach 125 Jahren danken wir dem weitsichtigen Gartendirektor der Gründerjahre, dem es gelang, die Sachzwänge seiner Zeit nicht gegen, sondern zum Nutzen der natürlichen Umwelt einzusetzen. Das ist lehrreich!

Dr. Manfred Mocker

2. Der Plänterwald - ein Kleinod Berlins