Presse-Erklärung vom 12. Juni 2006 zur FNP-Änderung 12/02 

"Senatorin Junge-Reyer behindert Landschaftsschutz im Einklang mit rot-roter Parlamentsmehrheit"

 

Die Änderung des Flächennutzungsplanes 12/02, die im Jahre 2002 relativ harmlos mit der Berücksichtigung des Ist-Zustandes der Spreeparkfläche begann, dann aber hinter verschlossenen Türen auf die Bedürfnisse des Wunschinvestors TIVOLI zugeschnitten, seit 2004 massive Eingriffe in den geschützten Plänterwald vorsieht, wird demnächst mit rot-roter Mehrheit vom Stadtparlament beschlossen werden.

Gebiete des LSG zwischen Wasserweg und jetziger Parkgrenze und rund um das Eierhaus sollen nun zur Sonderbaufläche hinzuge­schlagen werden. Vor allem soll ein Investor mit der Flächenerweiterung ermuntert werden, den eigentlich geforderten Grünanteil auf der Kernfläche reduzieren zu können. Das heißt, dass bedeutende Waldstücke aus dem Landschaftsschutzgebiet in die Vermarktung einbezogen werden soll. Sie werden nun der Pflege der Forsten entzogen und zunächst dem Liegenschafts­fonds überlassen, der es so behandeln wird, wie den bisherigen Spreepark und wie das verfallende Eierhäuschen.   

 

Frau Senatorin Junge-Reyer musste einiges tun, um den Koalitionspartner auf ihre Linie zu bringen. Zunächst überrumpelte sie den als Bürgermeister amtierenden Senator Harald Wolf, der am 1.11.2005 seine Unterschrift unter den Senatsbeschlusss zur FNP-Änderung setzte, ohne sich weiter mit den Einzelheiten zu beschäftigen, geschweige die engagierten Bürger vorher zu befragen. Doch dieser Beschluss fiel – bezüglich der FNP-Änderung 12/02  - im Ausschuss für Stadtentwicklung des Abgeordnetenhauses durch.

Bis dahin folgten nämlich die Sachvertreter der Linkspartei.PDS-Fraktion und auch viele aus der SPD-Fraktion der Überzeugung der Bürgerbewegung, dass erstens kein dringender Handlungsbedarf besteht und zweitens die zusätzliche Ausdehnung der Festparkfläche in den geschützten Wald hinein unnötig und umweltschädlich ist und klammerten die genannte FNP-Änderung aus.

Das Abgeordnetenhaus beschloss das Paket der FNP-Änderungen am 10.März 2006 ohne den Spreeparkteil.

Das konnte eine Senatorin vom Schlage Junge-Reyer nicht verwinden. Wo sie doch schon tausende Protestpostkarten erfolgreich ignoriert, die Beteiligung von über 700 Bürgern nach der öffentlichen Auslegung sowohl verschwiegen hatte als auch unberücksichtigt ließ. Sie konnte doch nicht etwa an einem Parlament scheitern, dass sich Argumente von Bürgern zu eigen gemacht hatte. Nein, das wäre ja auch eine Geschichte aus einer anderen Welt.

Bereits am 14.März fasste der Senat erneut einen Beschluss zu verschiedenen FNP-Änderungen, der im neuen Paket ohne jede Veränderung auch den Antrag zu FNP12/02 enthielt, diesmal von Büergermeister Wowereit unterschrieben. Als der Ausschuss noch immer verzögerte, stieg die Wut und die Mittel wurden verschärft.

Zunächst wurden die Reihen der SPD-Leute unter Führung von Herrn Radebold geschlossen, der nun den Koalitionspartner damit bedrohte, bei Unwilligkeit der Linkspartei die CDU ins Boot zu holen.

Die Linkspartei.PDS erwies sich als erpressbar und fasste am 6. Juni einen mehrheitlichen Fraktions­beschluss, dem FNP-Änderungsantrag12/02 nun zu folgen.

Das wäre möglicherweise nicht passiert, wenn nicht die Bezirksvertreter der Linkspartei.PDS voll auf der Linie des SPD-geführten Treptow-Köpenicker Rathauses diese FNP-Änderung wider besseres Wissen als Voraussetzung der (ebenso umweltschädigenden) Bebauungsplanung 9-7 dargestellt hätten. Diese Planung will bekanntlich ein Parkhaus im Wald, großzügige Parkplätze am Eierhäuschen und ein breite Zufahrtsstraße durch den Plänterwald ermöglichen. Die Dringlichkleit ergäbe sich daraus, dass demnächst schärfere Umweltbestimmungen berücksichtigt werden müssen. Solcher Demagogie konnten viele der etwas überlasteten

Koalitionäre nicht widerstehen, obwohl die klaren Worte von Jutta Matuschek zur Besinnung hätten führen können. Soweit die Linkspartei.PDS.

Bereits einen Tag später verabschiedete der Stadtentwicklungsausschuss die Änderung mit Zustimmung von Rot-Rot, gegen Bündnis90/Die Grünen und mit Enthaltung der CDU, die sicher nicht ahnte, dass sie als Knüppel benutzt worden war.

Die Parlamentszustimmung ist nun nur noch eine formale Angelegenheit.

 

Vier Jahre intensive Einmischung in die Planungsabsichten der Senatsbehörden endet so mit einer Niederlage nicht so sehr für unsere Bürgerinitiativen, wohl aber für die demokratischen

Mitwirkungsmöglichkeiten in Berlin und für die ökologischen Belange der Hauptstadt. Klimaschutz und nachhaltiges umweltbewusstes Handeln ist sehr niedrig angesetzt bei den herrschenden Politikern in Berlin.

Für uns gibt es Schlussfolgerung aus dem Geschehen: Zunächst wird klar, dass die Verquickung von Bauen, Stadtentwicklung und Umwelt-und Naturschutz in einer Behörde vor allem den immer als sekundär behandelten Umweltbelangen schadet. Die neue Stadtregierung sollte im Herbst diese Mammutbehörde auflösen.

Außerdem fordern wir gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Treptow/Köpenicker  Bürgerinitiativen dass das Treptow/Köpenicker Rathaus endlich damit beginnt, die neuen im Bezirksverwaltungsgesetz eingeräumten demokratischen Rechte –z.B. der Unterrichtung der Einwohnerschaft – in die Tat umzusetzen. Genau das wurde im geschilderten Fall unterlassen.

 

Im übrigen bleibt für uns das Ziel weiter im Blickpunkt, den Plänterwald vor hemmungsloser Profitgier zu schützen.

 

Die Bürgerinitiativen "PRO PLÄNTERWALD"

12.Juni 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ansprechpartner der Initiativen:

F.U.N. - Verein zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz in Berlin e.V.      S. Menzel    Tel. 604 64 04

Bürgerkomitee Plänterwald                      E. Reddig       Tel. 532 94 26;           M.Mocker    Tel. 5329385

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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